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Nähen

Edwardianisches Kleid – Finale

Nach einer gefühlten Ewigkeit kann ich euch nun endlich mein fertiges Outfit aus dem 20. Jahrhundert zeigen. Durch die vielen Einzelteile, die sehr wichtig für das Endresultat sind, hat die Nähzeit sehr lange gedauert. Schließlich musste ich nicht nur das Kleid, bestehend aus Rock und Oberteil, anfertigen, sondern auch Chemise, Korsett, Unterrock und Bustle-Pads! (Den Corset Cover habe ich schlussendlich verworfen, da es optisch keinen großen Unterschied gemacht hatte.) Erst nachdem die Unterbekleidung fertig war, fing ich mit dem sichtbaren Part an. Zunächst war der Rock an der Reihe.

Der Rock

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Er ist vom Aufbau ähnlich wie mein Unterrock alias Petticoat. Nur die Dekoration ist anders. Anstelle von einer gerüschten Bahn Glasbatist und Spitze am Saum habe ich eine Spitzenborte ungefähr auf Kniehöhe und eine Bordüre oberhalb der Stoffrüsche genäht. Diese Bordüre ist aus dem Spitzenstoff vom Oberteil ausgeschnitten und dann passgenau appliziert. Die Stoffrüsche ist vorne kürzer als hinten, sodass sie vorn bodenlang ist und hinten eine kleine Schleppe bildet. Oben nähte ich einen Bund an, der mit einem Hakenverschluss geschlossen wird. Die Schlaufen für den Verschluss sind von Hand angenäht, damit sie nicht auffallen.

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Das Oberteil

Für das Outfit verwendete ich ein Schnittmuster von Butterick: B5970. Der Schnitt beinhaltet zwei verschiedene Varianten. Ich nahm als Basis Version B, da es meinem Wunschdesign am nächsten kam. Aber dennoch musste ich einige Anpassungen vornehmen, damit es mir 1) passt und 2) meinem Design entspricht. Auch die Nähweise musste ich abändern, weil die Arbeitsschritte dann nicht mehr passten. Butterick hat anscheinend auch alte Nähtechniken übernommen, sodass z. B. nicht verstürzt wird, sondern die Nahtzugaben auf rechts sind und dann von Spitzenbändern verdeckt werden (die ich nicht habe). Für den Rock habe ich übrigens auch das gekaufte Muster als Basis genommen.

Da ich nicht historisch korrekt nähen wollte, habe ich einiges an der Optik rumgespielt, so verwendete ich u. a. Organza aus Kunstfaser. Mein Design kann man grob zwischen edwardianisch und Tim Burton ansiedeln. Der obere Part ist mit einem Spitzenstoff bezogen. Der bauschige Part unten ist dann mit einer Lage Stoff und Organza überzogen. Damit er so schön bauschig wird, habe ich darunter ein paar Reihen Glasbatist aufgenäht. Das Textil ist stabiler und ist vergleichbar mit steifem Brauttüll.

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Als Nächstes kamen die Ärmel dran. Die bestehen aus je zwei Teilen: Ober- und Unterarm. Der Oberarm hat als Basis einen normalen Ärmelteil. Auf dem Foto habe ich es noch aus Spitzenstoff genäht, aber mich danach für den simplen Baumwollstoff entschieden. Darüber kamen dann zwei Lagen Organza, die extrem gerüscht sind, dabei ist die untere Lage weniger bauschig als die obere. Damit der Pouf nicht an den Schultern einfällt, habe ich als Stütze ein Tüllkonstrukt an der oberen Armkugel eingenäht.

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Oberarmteil
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Tüllkonstrukt für den Pouf
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Die Unterärmel sind so konzipiert, dass sie mit Druckknöpfen abnehmbar sind, sodass ich eine gewisse Varianz im Erscheinungsbild habe (oder wenn das Wetter wärmer ist).

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Der Schnitt ist von mir entworfen. Als Außenseite ist derselbe Spitzenstoff wie auf dem Oberteil und sie werden mit sehr vielen Knöpfen geschlossen (15 pro Seite). Die Knopfschlaufen sind zum Glück vorgefertigt an einem Band, sodass ich es nur annähen muss. Gegenüber den Schlaufen habe ich noch eine Blende eingenäht, damit im geschlossenen Zustand nicht ein Stückchen Haut zwischen den Knöpfen zu sehen ist.

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Der Druckknopfband fehlt

Die Unterärmel wurden dann an einem Ende zusammengenäht, der Druckknopfband sowie der Gegenpart am Oberärmelsaum aufgenäht. Und damit ist das Kleid fertig! Mit allem drum und dran (und sehr vielen Pausen) habe ich sicherlich ein halbes Jahr dran gesessen. Wenn ich zügiger gearbeitet hätte, wäre es wahrscheinlich in 3-4 Monaten fertig geworden. Ich liebe die übergroßen Oberärmel und den Rock!

Die Rückseite des Oberteils war zunächst etwas zu lang, aber ich habe es in der Zwischenzeit wieder aufgemacht und gekürzt (und eine Druckknopfleiste eingenäht, zuvor war es ein Reißverschluss, aber das sah meh aus). Es war eine interessante Näh-Erfahrung und ich habe einiges über historische Schnitte in Erfahrung gebracht, obwohl das natürlich nur auf einem oberflächlichen Level ist. Sicherlich ist noch viel Luft nach oben hin vorhanden, aber ich mag das Ergebnis und das zählt. Und würde ich es nochmals nähen? Ja, in der Tat (mit Abänderungen am Design, Frau will ja nicht zwei gleiche Kleider im Schrank haben). Den Hut habe ich auch noch selbst gemacht, aber das zeige ich euch ein anderes Mal im Detail. 😉

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