Review

Alice im Wunderland – Das Buch

Alice im Wunderland – Welche Lolita kennt es nicht?
Zahlreiche Labels orientieren sich an diese Geschichte, sei es nun als Print oder als Kleiddesign, und Alice wird als eins DER Vorlagen für die Lolitamode angesehen.
Aber kennt jeder von uns die Ursprungsliteratur, das Werk von Lewis Carroll?
Ich tat es nicht und weil ich ein Fan von dieser Erzählung bin, war es mir wichtig, einmal das Buch zu lesen. Ich las es kürzlich in der deutschen Übersetzung von Antonie Zimmermann. Ich tat gut daran, es in der Übersetzung zu lesen, aber dazu später mehr.

Es ist eine Ausgabe des Fischers Verlag, die ebenfalls die Illustrationen von John Tenniel beinhaltet, was mir sehr wichtig war. Was ist eine Alice-Version ohne die bekannten Illus?
Ich kannte von dieser Erzählung als erstes die Disney-Filmversion und ich musste nach der Lektüre feststellen, dass die Filmmacher sich relativ stark an die Vorlage gehalten haben.

Genau wie im Film war Alice mit ihrer älteren Schwester bei einer Nachmittagslektüre, wobei sie sich stark langweilt. Durch den weißen Hasen abgelenkt, folgt sie diesem in dem Kaninchenloch und fällt ins Wunderland. Dort landet sie in einem Vorraum mit der kleinen Tür und dort traf sie zum ersten Mal die Trink-Mich– und Ess-Mich-Lebensmitteln. Daraufhin weint sie bitterlich und es entsteht ein Tränensee, worin sie als kleine Person reinfällt und Bekanntschaft mit der schwimmenden Maus macht. Zusammen mit anderen Fabeltieren und Tieren erlebt sie ihre erste sonderliche Unterhaltung. Danach trifft sie den weißen Hasen wieder, für den sie seine Sachen aus seinem Haus holen sollte und den armen Eidechsen-Mann gen Himmel schickt. Es gab einen kleinen Besuch bei der Herzogin mit dem Baby, das zum Schwein wird. Eine kleine Teeparty beim Hutmacher, Märzhase und das Murmeltier. Alice als Schlangenschreck bei der Vogeldame, natürlich gab es die rote Königin und das Croquetspiel, der Greif und die falsche Schildkröte beim Tanzen und Singen, die Grinsekatze und die Raupe mit ihren “Tipps” und am Schluss die Gerichtsverhandlung über die verschwundenen Törtchen. Fast alle Gestalten kennen wir auch vom Film.

Der Disney-Film hält sich an die Reihenfolge im Buch, wobei einige Szenen gestrichen oder abgewandelt oder aus dem zweiten Buch hinzugefügt (?) wurden. Aber im Grunde kommt es alles dem sehr nahe. Oder anders ausgedrückt: Es wurde alles verändert, damit es einen gewissen roten Faden in der Geschichte ergibt.
Im Buch ist die Geschichte eine Aneinanderreihung von Begegnungen mit den Wunderland-Einwohnern, die keine sonderlich stringente Linie folgt.

Die Einwohner entsprechen dem Bild, wie man sie aus anderen Medien kennt. Dagegen hatte mich Alice-Charakter sehr überrascht.
Im Film stellt man recht eindeutig dar, dass die Wunderland-Bewohner verrückt sind. Im Buch hat man eher das Gefühl, dass die Bewohner mit ihrer eigenen Logik klar im Kopf sind und Alice die Verwirrte. 
Im Film wirkt sie wie eine selbstbewusste und etwas aufmümpfige Person, im Buch ist sie dagegen völlig verwirrt in ihrem eigenem Sein, hinterfragt ihre Person von Anfang an oder hat seltsame Assoziationen. Um ihren Geisteszustand zu testen, soll sie zB öfter bekannte Sprüche oder Gedichte zitieren, die sie völlig verdreht wiedergibt, was sie selbst und ihre Zuhörer auch bestätigen.
Apropo Gedichte. Im Buch gibt es viel Gedichte, die man zur damaligen Zeit recht gut gekannt haben musste. Und nicht nur Gedichte auch viel Lieder und Verse tauchen auf, die öfter auch gesondert auf der Seite dargestellt wurden.

Langschwänzig!
In der englischen Fassung wären mir die Gedichte sehr schwer gefallen, da sie mir nichts gesagt hätten. Auch die deutsche Übersetzung ist nicht immer besser, da ich das Ursprungsgedicht nicht kenne und ich nicht weiß, in welcher Form es nun zB karikiert wurde.
Zum Ende hin akzeptiert Alice immer mehr die Wunderland-Logik und fängt an, auch langsam so zu denken, oder wundert sich nicht mehr über die Macken der anderen.
Das Ende ist sehr abrupt und endet damit, dass Alice ihrer Schwester von ihrem Traum erzählt. Im Film fehlt die Szene, wo die Schwester allein über das erzählte sinniert und sich Alice als Erwachsene vorstellt.

Ich hatte beim Lesen gewisse Mühe gehabt, dem Buch zu folgen. Durch die einzelnen Episoden und Alices seltsame Gedanken und Überlegungen war es keine einfache Belletristik. Und ich muss ehrlich zugeben, es gefiel mir nicht so gut, wie erhofft. Natürlich waren die Wunderland-Charaktere allesamt verschroben toll, aber ich konnte mit den Geschichten und Gedichten nicht viel anfangen. Ich bin kein Literat oder habe sowas in der Richtung gelernt, aber ich kann verstehen, wenn Künstler oder belesene Personen mehr dahinter sehen als das, was da steht.

Als Realfilmadaption kann ich die Version von 1999 empfehlen. Ich habe es damals sehr gerne angesehen und hält sich nah an das Buch. So wurde zB auch das Schildkrötenlied mit eingebunden oder viele Sätze von Alice aus dem Buch übernommen. Die Kostüme finde ich sehr gelungen und es ist definitiv besser als die Version von Tim Burton!

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